Miliz und Milizausbildung Neu

Miliz im ÖBH2018 und Milizausbildung NEU

Am 22. Februar fand im Offizierskasino der Maria Theresien Kaserne die Informationsveranstaltung „Miliz und Milizausbildung Neu“ auf Einladung der Jägerbataillons Wien 2 „Maria Theresia“ statt. Das gesamte Team der Öffentlichkeitsarbeit unseres Bataillons war für Euch vor Ort.

Als Vortragende konnte der stellvertredende Bataillonskommandant Oberstleutnant Bernhard Schulyok zwei hochkarätige Redner gewinnen. Brigadier Thaller, Leiter der Einsatzvorbereitung im BMLVS, referierte zum Thema Miliz im ÖBH2018, Oberst Viehhauser, Referatsleiter in der AusbA/BMLVS, zur neuen Milizausbildung ab 2016. Unter den zahlreichen Gästen fanden sich der Präsident der Offiziersgesellschaft, Oberst Cibulka, der Kommandant des Jägerbataillons Oberösterreich, Oberstleutnant Helmhart, sowie der designierte Kommandant des Geschwisterverbandes Wien 1, Oberstleutnant Koroknai.

Foto (c) Stefan TESCH/JgBW2
vlnr: Oberst Viehhauser, Oberstleutnant Schulyok, Brigadier Thaller

Stirbt die Miliz aus?

Sieht man sich die aktuellen Zahlen an, so muss diese Frage eindeutig mit nein beantwortet werden. Auf 18.000 Milizarbeitsplätzen sind über 25.000 Milizsoldaten beordert. Davon sind 2/3 unbefristet. Alleine in den derzeitigen Auslandseinsätzen des Bundesheeres beträgt der Besetzungsgrad mit Milizsoldaten 50%. Bereits 20% aller Soldaten im aktuellen Assistenzeinsatz kommen aus dem Milizstand. Insbesondere hier gibt es jedoch großen Bedarf an Freiwilligen.

ÖBH2018

Das  Bundesheer sieht sich mit geänderten Bedrohungsszenarien, einer Änderung von Einsatzwahrscheinlichkeiten und Änderungen der Prioritäten konfrontiert. Dem gegenüber stehen jedoch äußerst begrenzte Ressourcen von 0,6% des BIP-Anteil – inkl. Abdeckung der Sportagenden. Im europäischen Vergleich liegt Österreich damit am viertletzten Platz. Heute ist jedoch ein klarer politischer und militärischer Wille erkennbar, nicht zuletzt aufgrund des Volksentscheids zu Wehrpflicht und dem Milizsystem.

Aufgrund dieser Entwicklungen ist es notwendig, der Miliz einen stärkeren regionalen Bezug, eine „militärischen Heimat“ und eine klare Aufgabenzuordnung zu geben. Dies hat zu einem neuen Strukturpaket geführt, das konkrete Planungen bis 2018 sowie Planungsansätze und Perspektiven bis 2026 vorsieht.

Ausbau des Milizsystems

Das Strukturpaket sieht vor, die bestehenden zehn selbstständigen Jägerbataillone mit in Summe 30 Jägerkompanien zu je vier Jägerzügen – unter Wegfallen der schweren Waffen – zu erhalten. Zusätzlich sollen 12 regionale Jägerkompanien mit je fünf Jägerzügen aufgestellt werden, die ebenso regionale Aufträge erfüllen werden oder im Anlassfall präsente Verbände unterstützen. Diese erhalten, auch um den regionalen Bezug zu unterstreichen, Namen wie „Jägerkompanie Hietzing“. Die bestehenden neun Pionierkompanien werden in Zukunft durch ein Katastrophenhilfeelement/AFDRU ergänzt, das auch Aufgaben im Inland übernehmen wird.

Finanzielle Ausstattung vorhanden

Alleine bis Ende des laufenden Jahres sollen zusätzlich mehr als sieben Millionen Euro in den „laufenden Betrieb“ des Milizsystems eingebracht werden. Davon 1,5 Millionen in finanzielle Anreize für Milizausbildung und Verlängerungen der Wehrpflicht.

Weitere 29 Millionen Euro werden bis 2019 im Rahmen des „Sonderinvests Miliz“ in neue Kampfanzüge, Kampfhelme, Schutzbrillen, Headsets, Aktivgehörschutz, Nachtsicht- und Wärmebildgeräte gesteckt.

Wann kommt die Miliz zum Einsatz?

Als Erstreaktion sollen auch in Zukunft Kadereinsatzkräfte und Kaderpräsenzeinheiten zum Einsatz kommen. Diese haben einen hohen Ausbildungsstand und sind äußerst rasch verfügbar. Zusätzlich sind in diesem Szenario Milizteile vorgesehen, die im betroffenen Zeitraum ohnehin in Übungsvorhaben präsent sind. So geschehen im Juni 2013, als das an der „EURAD 2013“ teilnehmende Jägerbataillon Oberösterreich in den Hochwasser-Assistenzeinsatz überging.

Als Zweitreaktion soll ebenfalls auf präsente Kräfte zurückgegriffen werden, nun allerdings mit den Milizanteilen der Verbände. Die strukturierte Miliz ist in diesem Szenario ebenfalls nicht mobilisiert. Schließlich erst als „Ultima Ratio“, als letztes Mittel, sieht die Einsatzplanung die Teilmobilmachung vor.  Die oben genannten Szenarien sind nach der Wahrscheinlichkeit ihres Eintretens sortiert. Eine Teilmobilmachung ist somit ein unwahrscheinliches Szenario. Gleichzeitig tritt damit das System der Freiwilligkeit deutlich in den Vordergrund: Wer einen Ausbildungs- oder Funktionsdienst, einen Auslands- oder Assistenzeinsatz wahrnehmen möchte, muss sich dazu melden.

Neue Milizeinheiten

Um die durch die Führung definierten Schutzobjekte in Österreiche abzudecken, wurde ein Bedarf an 65 Kompanien abgeleitet. Davon werden alleine in Wien bis 2026 zehn neue Kompanien entstehen. Bereits bis Ende 2016 sollen beispielsweise die Jägerkompanien Floridsdorf, Hütteldorf und Favoriten formiert werden. In Summe sollen daher 31.200 Milizsoldaten beordert werden, was einem Plus von 8.450 Kameraden entspricht – allerdings gelten diese Ansätze ebenfalls als Richtwerte und sollen bis 2026 erreicht werden.

Österreichkarte mit Miliz-Kompanien
Plus 35 Kompanien sollen laut Planungsansatz bis 2016 im gesamten Bundesgebiet aufgestellt werden.

Mobverantwortung und Mobeinteilung

Die Militärkommanden werden Ihrer Funktion als mobverantwortlichen Kommanden für die strukturierte Miliz, d.h. für die Jägerbataillone und Pionierkompanien entbunden. Übungen werden jedoch weiterhin durch die Militärkommanden und Brigaden geführt. In Wien wurden unser Bataillon sowie der Geschwisterverband Wien 1 bereits der Garde unterstellt. Indirekt ist das Militärkommando Wien hier freilich weiterhin verantwortlich, da die Garde wiederum durch das Militärkommando Wien geführt wird.

Um die Akzeptanz und das „Involvement“ der Miliz beim Berufskader zu erhöhen, ist eine „Verschränkung“ der Arbeitsplätze vorgesehen. So werden in Zukunft die Kommandanten-Funktionen im Bataillonsstab weiterhin durch Milizsoldaten besetzt sein, die jeweiligen Stellvertreter jedoch von Berufssoldaten aus dem mob-verantwortlichen Kommando. Auf Kompanieebene wird das auch möglich sein, hier besteht für das Berufskader jedoch Freiwilligkeit.

Attraktivierung der Miliz

Um die geplante Anzahl an neuen Milizsoldaten zu gewinnen, wurden konkrete Maßnahmen zur Attraktivierung des Milizsystemes und der Milizausbildung überlegt. So soll grundsätzlich das „Erlebnis Bundesheer“, die Kameradschaft sowie die persönliche Herausfoderung im Vordergrund stehen. Jedenfalls stärker engagieren will man sich bei der Betreuung der Milizsoldaten – in unserem Fall ist das durch die direkte Betreuung durch das Kommando der Garde bereits passiert.

Ab 01.01.2016 sollen freiwillige Meldungen zu Milizübungen einmalig mit €601 belohnt werden. Diese Prämie ist ab dem fünften Ausbildungsmonat zahlbar. Die Akzeptanz der freiwilligen Meldung basiert jedoch auf persönlicher Eignung und militärischem Bedarf. Weiters wird jede Meldung zu weiteren 15 Tagen Milizübungen mit €252 für Mannschaften, €312 für Unteroffiziere und €412 für Offiziere belohnt.

Das Anreizsystem beschränkt sich jedoch nicht nur auf die Anwerbung und Haltung der Milizsoldaten sondern erstreckt sich auch auf die Milizausbildung, der neu gegliederten gemeinsame Kaderanwärterausbildung (KAAusb) – zu deren Inhalten weiter unten.

Wird die Ausbildung zum Milizunteroffizier innerhalb von einem Jahr ab Abschluss der KAAusb2 abgeschlossen, so entsteht ein Anspruch auf €1.111 Prämie. Wird die Offiziersausbildung innerhalb von 3,5 Jahren abgeschlossen, € 1.333.

Prämiensystem Milizausbildung
Der rasche Abschluss der Ausbildung zum Milizunteroffizier oder Milizoffizier wird sich in Zukunft bezahlt machen.

Assistenzeinsatz – Freiwillige gesucht

Bis 22. Februar bestand der aktuelle Assistenzeinsatz zu rund 20% aus Milizsoldaten. Brigadier Thaller berichtete, dass aus dem ET09/15 des Jägerbataillons 18 sogar 70 Grundwehrdiener für den Milizstand gewonnen werden konnten, die für zwei bis drei Monate in den Assistenzeinsatz gehen werden.

Es bestehe weiterhin großer Bedarf an Freiwilligen. Erst kürzlich wurden weitere 400 Soldaten dem Assistenzeinsatz zugeführt, womit sich die Zahl der Kaderkräfte auf 1.400 erhöht.

Die Nettobezüge im Assistenzeinsatz (bezogen auf einen Monat mit 30 Tagen) lauten derzeit exemplarisch €2.787 Gefreiter, €3.164 Stabswachtmeister, €3.769 Hauptmann.

Das Kurssystem des Bundesheeres

Laufend werden rund 1.600 Kurse im Intranet des Bundesheeres angeboten. Die gesamte Kursübersicht ist für Milizsoldaten via „KURSIS“ durch die Mob-Sachbearbeiter einsehbar. Der Meldetermin zu Laufbahnkursen und Seminaren ist grundsätzlich 12 Wochen vor Beginn der Ausbildung, wobei 10 Wochen vor Ausbildungsstart die Einberufung erfolgt. Kursführende Stellen versenden, so es erforderlich ist, zwei Wochen vor Kursbeginn die Kursunterlagen.

Kursplätze werden nach persönlicher Eignung und Notwendigkeit zugeteilt. Findet ein Kurs aufgrund von Mangel an Kursteilnehmern nicht statt, ist grundsätzlich vorgesehen, dass er im Folgejahr durchgeführt werden muss.

Milizausbildung Neu

Die bisherigen milFü und EF-Ausbildungen werden zur Kaderanwärterausbildung (KAAusb) vereinheitlicht. Diese sieht drei Abschnitte vor:

Die KAAusb1 besteht aus der Basisausbildung-Kern (BAK), der Basisausbildung 1 (BA1) sowie der Kaderführungsausbildung 1 (KFüAusb1). Sie stellt die Ausbildung zum Truppkommandanten dar, dauert fünf Monate und schließt mir dem Dienstgrad Gefreiter ab. Innerhalb der KAAusb1 muss sich die Soldatin bzw. der Soldat entscheiden, zu welcher Personengruppe (MUOA, MOA, BUOA, BOA) und Waffengattung er in Zukunft zählen möchte. Der Monatsbezug beträgt €990. Die KAAusb1 startet jeweils im September und wird erstmalig im Jahr 2016 stattfinden.

Die auf die KAAusb1 folgende KAAusb2 wird an den Waffen- und Fachschulen absolviert. Berufsoffiziersanwärter, Miliärpiloten und Anwärter zum Jagdkommandogrundkurs führen abweichende Ausbildungen durch. Dieser Abschnitt dauert sieben Monate, beginnt mit der Beförderung zum Korporal und schließt für alle Absolventen mit dem Dienstgrad Zugsführer ab. Der Monatsbezug beträgt €1.478. Die Gesamtdienstzeit beträgt bis zum Abschluss mindestens 12 Monate – sofern keine Vordienstzeiten vorliegen.

Die KAAusb3 ist für Milizunteroffiziers- und Milizoffiziersanwärter grundsätzlich als Fernausbildung eingerichtet und sieht eine Ausbilderpraxis bei einem Truppenkörper in der Dauer von zwei Wochen vor. Nach frühestens 18 Monaten Gesamtdienstzeit erfolgt die Beförderung zum Wachtmeister.
Besonders hinzuweisen ist auf die Prämiensystematik, wie oben beschrieben. Je schneller die KAAusb3 absolviert wird, umso höher ist die Prämie.

 Die neue Kaderanwärterausbildung in drei Teilabschnitten (1–3). Die KAAusb1 startet erstmalig im September 2016.
Die neue Kaderanwärterausbildung in drei Teilabschnitten (1–3). Die KAAusb1 startet erstmalig im September 2016.

Anrechnungen & Einstieg

Es bestehen zahlreiche Möglichkeiten für Quer- Um- und Neueinsteiger. Personen mit absolviertem Grundwehrdienst wird bespielsweise die BAK und BA1 angerechnet, FüOrgEt2-Absolventen die gesamte KAAusb2. Zulassungsvoraussetzung für alle Ausbildungsabschnitte der neuen KAAusb ist jedenfalls ein Höchstalter von 35 Jahren, die positive Sprachqualifikation „Deutsch“, das Bestehen der körperlichen Eignungsüberprüfung sowie die österreichische Staatsbürgerschaft.

Ein Bericht der Öffentlichkeitsarbeit/Jägerbataillon Wien 2
oeffentlichkeitsarbeit@jgbw2.at